14.06.2021
Jeder fünfte Handwerksbetrieb braucht Coronahilfen
HWK-Umfrage: Größere Betriebe weniger auf Förderung angewiesen als kleinere
Der negative Effekt von Corona auf das heimische Handwerk hat sich in den vergangenen vier Wochen nur wenig abgeschwächt. Jeder Fünfte von 469 befragten Handwerksbetrieben gab in der Juni-Blitzumfrage der Handwerkskammer (HWK) Münster an, dass er derzeit auf finanzielle Hilfen angewiesen ist.
„Hilfsmittel zum Ausgleich der wirtschaftlichen Schäden durch die Pandemie sind bei vielen leider immer noch unverzichtbar. Wir sind deshalb dankbar für die Verlängerung der Überbrückungshilfe für Unternehmen und Soloselbstständige sowie den erleichterten Zugang zum Kurzarbeitergeld bis Ende September“, betont HWK-Präsident Hans Hund. Damit sichere die Bundesregierung die Existenz betroffener Betriebe und deren Arbeitsplätze.
22 Prozent, die bislang Hilfen erhielten, sagen, sie brauchten diese jetzt nicht mehr. 14 Prozent sind weiterhin auf Hilfen angewiesen. Von allen Befragten benötigen 5 Prozent derzeit erstmals Hilfsmittel. Das liege vor allem an der Dauer der Coronakrise und den damit einhergehenden Umsatzverlusten, aber auch an den zusätzlichen Kosten, die Investitionen in den Neustart mit sich bringen, erklärt die HWK in einer Pressemitteilung. Am häufigsten benötigen die Betriebe, die personenbezogene Dienstleistungen anbieten, und das Kraftfahrzeuggewerbe finanziellen Hilfen. Die Mehrheit der Handwerksbetriebe (58 Prozent) schaffte es bislang gänzlich aus eigener wirtschaftlicher Kraft durch die Pandemie. Größere Betriebe sind weniger auf Hilfen angewiesen als kleinere.
Das Handwerk unterstütze die Infektionsmaßnahmen weiterhin, denn die wirtschaftliche Lage hänge von niedrigen Inzidenzen ab, betonte Hund. Dennoch empfinden 37 Prozent der Betriebe den damit verbundenen Organisations- und Verwaltungsaufwand als groß bis sehr groß. Nur jeder Zehnte sieht sich davon gänzlich unbeeinträchtigt.
Gegenüber dem Mai bestehen die Probleme bei der Beschaffung von Materialien nahezu unverändert bei 88 Prozent der Betriebe. Am meisten betroffen sind die Baubranche mit einer massiven Verschärfung, die Zulieferer mit einer deutlichen Zunahme und das Kraftfahrzeuggewerbe mit einer leichten Besserung des Problems. Auf dem Bau und in den Kfz-Werkstätten ist die Lieferfähigkeit der Betriebe am stärksten eingeschränkt. Am wenigsten merken die Nahrungsmittelgewerbe eine Knappheit von Rohstoffen und Vorprodukten.
Nur noch 11 Prozent nutzen aktuell Kurzarbeit. Personal abbauen mussten 5 Prozent, was eine leichte Besserung gegenüber dem Vormonat bedeutet. Die Liquiditätsengpässe haben sich ebenfalls etwas entspannt, bestehen aber noch bei 11 Prozent. Jeder Vierte verspürt einen starken bis sehr starken Rückgang von Umsatz und Auftragslage.
Der Corona-Effekt-Index der Handwerkskammer Münster, der das Ausmaß der starken bis sehr starken Betroffenheit des Handwerks durch die Krise misst, sank seit Anfang Mai um 2,1 Punkte auf 21,9 Prozentpunkte. Am meisten betroffen sind nach wie vor die Personenbezogenen Dienstleister wie Kosmetiker, Friseure und Fotografen. Sie haben von allen Branchen die größten Schwierigkeiten bei der Abnahme ihrer Leistungen. Die Nahrungsmittelgewerke stehen seit den jüngsten Lockerungen am besten da.
Das Corona-Entspannung ist in beiden Regionen des Kammerbezirks vergleichbar: Im Münsterland nahm der Corona-Effekt um 1,3 Punkte auf 21,1 Prozentpunkte ab und in der Emscher-Lippe-Region um 1,4 Punkte auf 23,6 Prozentpunkte.
Pressemitteilung vom 14. Juni 2021