27.07.2022

Elektronikerinnen willkommen

Interview mit Unternehmer und Elektrotechnikermeister Hermann Vortkamp, seiner Prokuristin Judith Neuhaus und Elektroniker-Auszubildenden Sarah Hehemann vom Unternehmen Hermann Vortkamp – Elektrotechnik in Steinfurt-Borghorst

Team Fachkräfte-Initiative der HWK Münster (hier stellvertretend Gisela Goos): Herr Vortkamp, Ihre Auszubildende Sarah Hehemann ist derzeit im zweiten Lehrjahr zur Elektronikerin. Welche Erfahrungen haben Sie während dieser Zeit mit einer Frau in Ihrem Team gesammelt?

Hermann Vortkamp (oben im Bild zusammen mit der Auszubildenden Sarah Hehemann und der Prokuristin Judith Neuhaus): Grundsätzlich bringen Frauen nach meiner Beobachtung viel mehr Ruhe in die Arbeitsgruppe. Der Umgang untereinander ist seit dem Eintritt dieser jungen Frau viel höflicher und besonnener geworden. Ich bemerke außerdem eine höhere Leistungsbereitschaft und mehr Motivation bei den männlichen Mitarbeitern.

Fachkräfte-Initiative: Organisieren Sie den Arbeitsalltag einer Elektronikerin anders als den eines männlichen Kollegens?

Vortkamp: Mit über dreißig Beschäftigten wären wir groß genug dazu. Tatsächlich genießt Sarah aber keine Sonderbehandlung in diesem Betrieb. Wenn eine Frau in diesem Beruf arbeiten will, muss sie aus meiner Sicht auch mit dem Alltag in diesem Handwerk zurechtkommen. Und dazu gehört eben auch der Umgang mit den männlichen Arbeitskollegen oder das Heben und Tragen teilweise schwerer Materialien.

Fachkräfte-Initiative: Frau Hehemann, Sie sind eine eher zierliche Person. Ist es in der Praxis nicht schwer für Sie, weil Sie weniger körperliche Kräfte mitbringen als Ihre männlichen Kollegen?

Sarah Hehemann: Anfänglich war es schon zum Teil für mich eine Herausforderung beim Heben und Tragen, aber inzwischen habe ich meine Muskeln aufgebaut. Schweres kann ich nun leichter alleine tragen. Im Zweifelsfall bitte ich einen meiner Kollegen um Hilfe, denn zu zweit ist es doch oft viel einfacher.

Fachkräfte-Initiative: Und der ‚Ton‘ in dieser Männerwelt, ist dieser nicht teilweise etwas ‚derb‘ für Sie als Frau?

Hehemann: Sicherlich sprechen Männer unter sich anders. Ich kann mich aber über einen schlechten Umgang meiner Kollegen mit mir nicht beklagen. Ich bin in diesem Arbeitsumfeld in den letzten beiden Jahren auf jeden Fall viel selbstbewusster und schlagfertiger geworden als zuvor.

Fachkräfte-Initiative: Frau Neuhaus, welche Erfahrungen ziehen Sie aus dem Ausbildungsverhältnis mit Sarah Hehemann?

Neuhaus:. Wir würden gern noch viel mehr Elektronikerinnen ausbilden. Frauen sind uns also in diesem Betrieb herzlich willkommen. Im Büro erlebe ich übrigens den Einsatz einer Kollegin mit einer Ausbildung zur Elektronikerin tagtäglich als großen Gewinn für den Austausch mit den Männern in diesem Handwerk.

Fachkräfte-Initiative: Und was passiert, wenn eine Elektronikerin und ein Elektroniker aus Ihrem gewerblichen Bereich eine Familienphase plant?

Neuhaus: Dann gehen wir konstruktiv mit dieser Situation um: Wir haben schon viele private Anliegen gemeinsam mit unseren Mitarbeitenden gelöst, da finden wir garantiert auch für den Fall der Vereinbarung von Beruf und Familie eine praktikable Lösung für alle Beteiligten.

Fachkräfte-Initiative: Das hört sich nach einem guten Miteinander an.

Vortkamp und Neuhaus: Ja, das stimmt. Die langjährige Beschäftigung unseres Personals ist sicherlich ein Beleg für unser gutes Arbeitsklima.

Fachkräfte-Initiative: Die Attraktivität als Arbeitgeber oder Arbeitgeberin wäre ein interessantes Thema für ein weiteres Interview. Wir danken Ihnen jedoch zunächst für dieses Gespräch.

Vortkamp, Neuhaus und Hehemann: Keine Ursache. Es hat uns Spaß gemacht.

www.elektro-vortkamp.de

Bildunterschrift:
Prokuristin Judith Neuhaus, Elektroniker-Auszubildende Sarah Hehemann und Elektrotechnikermeister Hermann Vortkamp vom Unternehmen Hermann Vortkamp – Elektrotechnik in Steinfurt-Borghorst