06.07.2023
Duales Studium war Neuland
Interview mit Geschäftsführer Bayram Koc und der Auszubildenden sowie Studentin Leonie Mark vom Unternehmen Kaiser-Fahrzeugbau in Ascheberg zum Thema "Nachwuchs innovativ gewinnen"
Team Fachkräfte-Initiative der HWK Münster (hier stellvertretend Gisela Goos): Herr Koc, Sie beschäftigten derzeit 35 Personen im Unternehmen Kaiser-Fahrzeugbau. Unter Ihren sechs Auszubildenden für den Beruf Karosserie- und Fahrzeugbaumechanik ist seit zwei Jahren die 22-jährige Leonie Mark dabei, die gleichzeitig ein Maschinenbaustudium durchläuft. Haben Sie häufiger Auszubildende, die gleichzeitig studieren?
Bayram Koc: Nein, ein duales Studium, also Ausbildung und Studium zugleich, das war bislang Neuland für uns. Leonie Mark ist zudem unsere erste weibliche Auszubildende in der technischen Berufsausbildung.
Fachkräfte-Initiative: Wie kam es dazu?
Koc: Als Leonie Mark als Abiturientin nach einem mehrtägigen Praktikum in unserer Werkstatt nachfragte, ob bei uns die Möglichkeit der Kombination von Ausbildung und Studium bestehe, war ich sofort offen dafür. Wir haben zwar zuvor ausschließlich für die Praxis in unserer Werkstatt ausgebildet, aber warum sollten wir es nicht in Verbindung mit einer akademischen Qualifikation versuchen?
Fachkräfte-Initiative: Haben Sie denn für eine zukünftige Maschinenbau-Ingenieurin einen passenden Arbeitsplatz?
Koc: Nein, tatsächlich gibt es für sie als Ingenieurin bei uns noch keinen definierten Arbeitsplatz, doch perspektivisch könnte eine solche Qualifikation im Konstruktionsbereich unserer Firma von großem Nutzen sein. Ich denke etwa an Aufgaben, die derzeit noch von außenstehenden Planungsbüros übernommen werden und eventuell später intern von Leonie Mark bearbeitet werden könnten. Auch für den Bereich der Prozess- und Fertigungsoptimierung bringt sie mit diesem Abschluss die passenden Kompetenzen mit.
Fachkräfte-Initiative: Wie soll der Arbeitsplatz entstehen?
Koc: Leonie Mark wird sich ihren anspruchsvollen Aufgabenbereich nach ihrer Ausbildung und ihrem Studium Schritt für Schritt selbst erarbeiten müssen. Derzeit geht es für sie erst einmal darum, grundlegende praktische Erfahrungen in ihrem Ausbildungsberuf zu sammeln, um mit diesem Wissen das Studium möglichst praxisorientiert absolvieren zu können.
Fachkräfte-Initiative: Leonie Mark ist auch Ihre erste Frau in der technischen Berufsausbildung. Wie ist der Akzeptanz ihrer männlichen Kollegen?
Koc: Das ist jetzt nach den zwei Jahren ihrer Ausbildung längst nichts Besonderes mehr in der Werkstatt. Die Kollegen in der Werkstatt arbeiten gerne mit ihr zusammen. Auch in der Berufsschule und der Hochschule wird sie von den Mitlernenden und den Lehrkräften akzeptiert. Mit ihrem Know-how und ihrer Begeisterungsfähigkeit überzeugt sie unsere männerdominierte Technikwelt.
Leonie Mark: Ja, das stimmt. Ich bin froh, bei Kaiser-Fahrzeugbau einen passenden Beruf mit einer Karriereperspektive gefunden zu haben. Die Arbeit macht mir so viel Spaß. Ich erlebe sie quasi als mein Hobby. Da fällt es mir leicht, mir das umfangreiche technische Wissen für meine Ausbildung und mein Studium anzueignen.
Fachkräfte-Initiative: Das freut uns. Wir wünschen Ihnen, Frau Mark, und Ihnen, Herr Koc alles Gute für die weitere Zusammenarbeit und bedanken uns für das Gespräch.
Bayram Koc und Leonie Mark zusammen: Herzlichen Dank.