25.02.2022
Betriebe wünschen mehr Beratungsinstrumente
Kreislaufwirtschaft: Deutsch-niederländische Studie zeigt Unterstützungsbedarf
Der Bedarf an Beratung zur Kreislaufwirtschaft bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) ist hoch. Das hat eine Studie ergeben, an der 63 deutsche und niederländische Betriebe der Euregio teilnahmen. Die Befragten gehören den Branchen Metall- und Maschinenbau, Bau, Kunststoff und Elektrotechnik an. Alle wollen ihre Stoffkreisläufe optimieren und damit nachhaltiger wirtschaften. Der Großteil weiß aber noch zu wenig über die Machbarkeit.
Die Handwerkskammer (HWK) Münster hat die Studie zusammen mit dem Landkreis Grafschaft Bentheim, der niederländischen Saxion Hogeschool und der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Oost NL durchgeführt. An der Auswertung war das IWARU-Institut der FH Münster beteiligt.
„Die Herausforderungen einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft sind gerade für mittelständische Betriebe groß“, weiß Thomas Melchert, stellvertretender HWK-Geschäftsführer. Ziel sei es, die zirkuläre Wertschöpfung zu erhöhen. Das bedeutet: Produkte einsparen oder klüger nutzen und herstellen, die Lebensdauer von Produkten und Teilen erhöhen und Materialien sinnvoll wiederverwenden. Hindernisse, auf die KMU dabei stoßen, sind laut Studie Qualifikationsdefizite, die Abhängigkeit von Partnern in der Lieferkette, die fehlende Nachfrage nach kreislauforientierten Produkten und die unzureichende Verfügbarkeit nachhaltiger Rohstoffe.
Aktuell wird die zirkuläre Wertschöpfung noch relativ wenig in Entscheidungs- und Strategieprozessen berücksichtigt. Sie bezieht sich eher auf Produkte. 85 Prozent der befragten Unternehmen möchten für die konkrete Umsetzung Zugang zu Verbesserungsstrategien bekommen. Unterstützung bei der Berechnung von Kostensenkungspotenzialen durch Kreislaufwirtschaft wünschen sich vier von fünf Befragten. Ebenso viele benötigen Hilfe bei der Entscheidungsfindung hinsichtlich der Veränderung von Lieferketten. Unternehmen mit einem Bewusstsein für Kreislaufwirtschaft greifen eher innovative digitale Aspekte zur Umsetzung auf.
„Ohne Unterstützung können viele KMU ihre Leistungen in der Kreislaufwirtschaft nicht spürbar steigern“, betont Melchert. Sein Fazit: Gerade für Klein- und Kleinstunternehmen seien leicht zugängliche Beratungsinstrumente erforderlich.
Die HWK arbeitet mit der Wissenschaft an der Bereitstellung von Angeboten. Melchert findet es wichtig, Standards zu entwickeln, etwa einen digitalen Produktpass, mit dem jeder Betrieb seinen CO2-Fußabdruck berechnen könne. Außerdem gelte es, das Wissen über Stoffkreisläufe zu erweitern. „KMU sind auch darauf angewiesen, dass die vor- und nachgelagerten Lieferketten entsprechend funktionieren.“ Er sei zudem sicher, dass die Reparaturfähigkeit von Produkten in den nächsten Jahren steigen werde. Das Handwerk sei dann der Umsetzer.
Pressemitteilung vom 25. Februar 2022