23.06.2022

Azubis ins richtige Licht setzen

Interview mit Metallbauermeister und Ausbildungsleiter Jörg Wolny vom Unternehmen Metallbau Lamprecht in Datteln

Team Fachkräfte-Initiative der HWK Münster (hier stellvertretend Gisela Goos): Herr Wolny, Sie sind sehr aktiv, um Jugendliche für die Ausbildung zum Metallbauer:in im Unternehmen Lamprecht zu gewinnen. Was tun Sie konkret?

Jörg Wolny (oben im Bild 2. von links zusammen mit zwei Metallbauerauszubildenden und zwei Kolleginnen aus dem kaufmännischen Bereich): Wir bilden unsere Nachwuchskräfte seit 50 Jahren selbst aus. Seit den 90er Jahren werben wir auf Berufsorientierungsmessen, in Schulen und heute natürlich auch über die digitalen Medien intensiv für unseren Beruf. Außerdem pflegen wir persönliche Kontakte zu Berufsbildungseinrichtungen, Arbeitsagenturen und Schulen in unserem Umfeld.

Fachkräfte-Initiative: Haben Sie Erfolg mit diesen Aktionen? Können Sie Ihre Ausbildungsstellen so besetzen, wie Sie es wünschen?

Wolny: Wir haben 73 Beschäftigte. Unser Ziel ist es, jährlich drei Auszubildende einzustellen. Das gelingt uns. Gerne würden wir auch vier Lehrlinge unter Vertrag nehmen. Das funktioniert nicht immer.

Fachkräfte-Initiative: Was ist Ihr ‚Rezept‘ bei der Suche nach Auszubildenden?

Wolny: Wir konzentrieren uns überwiegend auf Jugendliche mit einem einfachen oder mittleren Schulabschluss. Noten sind für unsere Auswahl weniger entscheidend, viel wichtiger sind uns die persönlichen Arbeitstugenden und das praktische Geschick. Diese Fähigkeiten überprüfen wir in vorherigen Praktika. In diesen haben die Schülerinnen und Schüler bei uns die Chance zu zeigen, was sie tatsächlich ‚drauf haben‘, denn nicht selten werden ihre Potenziale in der Schule völlig verkannt.

Fachkräfte-Initiative: Und schaffen Sie es auch, all Ihren Auszubildenden zu einem erfolgreichen Abschluss zu verhelfen?

Wolny: In der Regel ja. Die ein oder andere Ausnahme gibt es auch bei uns.

Fachkräfte-Initiative: Wie gelingt Ihnen das?

Wolny: Beobachten wir während des Praktikums handwerkliche Fähigkeiten, bemerken aber Hemmnisse in der Theorie, organisieren wir externen Stützunterricht. Innerbetrieblich stellen wir Lerntandems aus stärkeren und schwächeren Auszubildenden zusammen. Einigen Bewerbenden bieten wir alternativ eine zweijährige Ausbildung zur Fachkraft für Metalltechnik an. Und natürlich begleiten wir sie auch persönlich eng. Mit dem erfolgreichen Berufsabschluss heben wie unsere Auszubildenden quasi auf ein ‚Podest‘. Einige von ihnen qualifizieren sich mit diesem Motivationsschub anschließend noch weiter.

Fachkräfte-Initiative: Welche Tipps geben Sie anderen Handwerksbetrieben für Ihre Ausbildung?

Wolny: Erstens: Um junge Menschen für unser Handwerk zu gewinnen und auszubilden, sollten wir sie so nehmen wie sind und weiterentwickeln. Und noch ein wichtiger Hinweis für die Betriebe: Setzen Sie Ihre Azubis ins richtige Licht! Das motiviert und mobilisiert ungeahnte Kräfte.

www.lamprecht.ruhr

Bildunterschrift:
Ausbildungsleiter Jörg Wolny (2.v.l.) mit den Metallbauerauszubildenden Nico Wojtys (links) und Luca Zajac (Mitte) sowie den Kolleginnen Nele Wetterkamp (rechts) und Lena Schneider aus dem kaufmännischen Bereich vom Unternehmen Metallbau Lamprecht