23.08.2023
"Als anderer Mensch aus Irland zurückgekehrt."
Interview zum Thema „Auslandspraktika“ mit Andreas Ridder, Geschäftsführer des Unternehmens Micke & Co., Sanitätshaus & Orthopädietechnik und mit Alyssa Brüggemann (21), Auszubildende zur Orthopädietechnik-Mechanikerin
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Team Fachkräfte-Initiative der HWK Münster (hier stellvertretend Gisela Goos): Herr Ridder, Ihre Auszubildende Alyssa Brüggemann verbrachte in ihrem zweiten Ausbildungsjahr drei Wochen in einem Orthopädietechnik-Unternehmen in Irland. Wie kam es zu diesem Auslandspraktikum?
Andreas Ridder (im Bild oben links): Wir haben zuvor bereits einige Auszubildende innerhalb ihrer Zusatzqualifikation zur Europaassistent:in für einige Wochen in einen Betrieb ins Ausland entsendet, doch ein ausschließlicher Auslandsaufenthalt innerhalb der Ausbildung hatten wir bislang nicht gewährt. Alyssa Brüggemann sprach uns auf diese Möglichkeit an.
Alyssa Brüggemann (im Bild oben rechts): Ja, auf diese Alternative wurde ich durch eine Mitschülerin aus der Berufsschule aufmerksam. Ich habe später bei meinem Ausbilder Andreas Ridder nachgefragt, ob ich so ein Auslandspraktikum innerhalb meiner Ausbildung ableisten kann.
Ridder: Wir haben sofort zugestimmt. Unsere einzige Bedingung war ein von ihr zu erstellender Bericht über ihr Praktikum in Irland. Bereits während ihres Aufenthalts hat sie Fotos geschickt, die wir über unsere Social-Media-Kanäle unmittelbar veröffentlichten. So erfuhren nicht nur alle Mitarbeitenden etwas über ihre dortigen Eindrücke, sondern auch Außenstehende.
Fachkräfte-Initiative: Welche Effekte haben Sie, Herr Ridder, nach der Rückkehr von Alyssa Brüggemann aus Irland bei ihr beobachten können?
Ridder: Sie ist als ein anderer Mensch aus Irland zurückgekehrt: Viel selbstbewusster und offener als zuvor. Eine solche Persönlichkeitsentwicklung habe ich selbst zuvor nicht erwartet.
Fachkräfte-Initiative: Was war für Sie, Frau Brüggemann, bei Ihrem Aufenthalt in Irland besonders beeindruckend?
Brüggemann: Ich war vor allem über das unterschiedliche Bildungssystem in Irland verwundert. Ich war die einzige Mitarbeitende mit einer praktischen Ausbildung. Die anderen Kräfte waren alle akademisch ausgebildet oder angelernt. Auch über die vergleichbar einfache technische Versorgung der Patient:innen habe ich gestaunt.
Fachkräfte-Initiative: Wo haben Sie gewohnt und was haben Sie in Ihrer Freizeit unternommen?
Brüggemann: Ich wohnte bei einer älteren Gastmutter. Über eine App habe ich Kontakte zu jungen Menschen meines Alters gefunden. Mit ihnen erlebte ich das Land und lerne die Mentalität der irischen Bevölkerung kennen.
Fachkräfte-Initiative: Was ist typisch für die irische Bevölkerung?
Brüggemann: In Irland sind die Menschen ausgesprochen offen. In den Pubs ist es bei Live-Musik und Tanz einfach, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Diese Erfahrung bringe ich nun in meine Ausbildung ein. Seit meiner Rückkehr trete ich tatsächlich gegenüber den Kolleg:innen und der Kundschaft viel selbstsicherer und wortgewandter auf als zuvor.
Ridder: Es gibt noch eine Veränderung: Alyssa Brüggemann wurde vom ‚Reisefieber‘ gepackt.
Brüggemann: Ja, tatsächlich. Ich werde demnächst allein für einige Wochen privat in die USA reisen. Auf ein solches Wagnis hätte ich mich ohne das in Irland gewonnene Selbstbewusstsein wohl eher nicht eingelassen.
Fachkräfte-Initiative: Das ist eine tolle Entwicklung für Sie, Frau Brüggemann und für den Betrieb, Herr Ridder, natürlich auch.
Ridder und Brüggemann: Das stimmt.
Fachkräfte-Initiative: Wir wünschen Ihnen für die Ausbildung und für Ihre Zusammenarbeit weiterhin alles Gute.
Ridder und Brüggemann: Vielen Dank.