15.11.2022
„Entscheidend ist der Wille, nicht das Alter.“
Interview mit Geschäftsführer Dr. Michael Wagner und Elektrotechnikermeiser Michael Rossmann vom Malerunternehmen HANNES in Herten
Team Fachkräfte-Initiative der HWK Münster (hier stellvertretend Gisela Goos): Herr Dr. Wagner, in Ihrem Unternehmen HANNES sind neben dem Malerhandwerk weitere Ausbauhandwerke vertreten. Sie betreiben für Ihre Beschäftigten viel Personalentwicklung. Ihren Gesellen Michael Rossmann haben Sie vor drei Jahren mit 54 Jahren motiviert, sich zum Elektrotechnikermeister zu qualifizieren. Kürzlich hat dieser durch den nebenberuflichen Besuch der Meisterschule seinen Abschluss als Elektrotechnikermeister an der Handwerkskammer Münster erlangt und führt seitdem eine Arbeitsgruppe. Warum haben Sie sich damals entschieden, diesen Mitarbeiter zu fördern?
Dr. Michael Wagner (oben im Bild links zusammen mit seinem Teamleiter Michael Rossmann): Entscheidend für die Förderung unserer Mitarbeitenden, ist der Wille der jeweiligen Person, sich weiterentwickeln zu wollen, nicht das Alter. Michael Rossmann stieß vor fünf Jahren zu uns ins Unternehmen. Bei seinem Engagement und seiner eigenständigen Arbeitsweise lag es für uns auf der Hand, ihn zu diesem Karriereschritt zu motivieren.
Fachkräfte-Initiative: Und wie war es für Sie, Herr Rossmann, in diesem Alter vom Arbeitgeber auf eine solche Herausforderung angesprochen zu werden?
Michael Rossmann: Zunächst einmal habe ich es als außerordentlich wertschätzend erlebt, trotz meines fortgeschrittenen Alters von meinem Unternehmen auf den Erwerb des Meistertitels angesprochen zu werden.
Fachkräfte-Initiative: Hätten Sie sich für den Besuch der Meisterschule entschieden, wenn Sie nicht darauf angesprochen worden wären?
Rossmann:. Ohne den Anstoß des Unternehmens und dessen finanzieller und zeitlicher Unterstützung sowie der Perspektive, als Meister eine verantwortungsvollere Position zu übernehmen, hätte ich diesen ungewöhnlichen Weg sicherlich nicht eingeschlagen.
Fachkräfte-Initiative: Und wie hat Ihr Umfeld damals auf Ihr Bildungsvorhaben reagiert?
Rossmann: In meinem persönlichen Umfeld habe ich von Anfang an viel Zuspruch erhalten. Während des Schulbesuchs war der familiäre Rückhalt außerordentlich wichtig für mich. Ein solch umfangreiches Lernpensum neben einer Vollzeitbeschäftigung zu leisten, ist schließlich kein Selbstläufer.
Fachkräfte-Initiative: Wie haben Sie es dann trotzdem geschafft?
Rossmann: Ich habe beim Lernen tatkräftige Hilfe von meiner Familie bekommen. Zudem hat sie in dieser Zeit viel Rücksicht auf mich genommen. Das gemeinsame Lernen mit den ‚Mitstreitern‘ aus der Schule war ebenfalls wichtig für meinen Erfolg.
Fachkräfte-Initiative: Wie wurden Sie von betrieblicher Seite in dieser Zeit unterstützt?
Rossmann: Ich wurde phasenweise von meiner regulären Arbeit freigestellt. Ansonsten hätte ich diese große Anstrengung sicherlich nicht bewältigen können.
Fachkräfte-Initiative: Sie sprachen eben bereits einen finanziellen Beitrag des Arbeitgebers an. Was bedeutete das konkret?
Rossmann: Ja, zusätzlich hat sich mein Arbeitgeber an den mit dem Besuch der Meisterschule verbundenen Kosten beteiligt. Dazu zählen die Kurs- und Prüfungsgebühren, aber auch der notwendige Materialaufwand.
Fachkräfte-Initiative: Herr Dr. Wagner. Herr Rossmann berichtet über die zeitliche und finanzielle Förderung durch Ihren Betrieb. Ist das ein Einzelfall?
Wagner: Tatsächlich investieren wir viel in die Personalentwicklung unserer Mitarbeitenden. Neben Michael Rossmann haben wir vor kurzem zwei weitere Mitarbeitende zum Meistertitel verholfen. Sie haben die gleiche Unterstützung von uns erhalten.
Fachkräfte-Initiative: Und wie alt sind diese beiden Personen?
Wagner: Sie sind im jüngeren und im mittleren Alter. Und damit ein echter Beleg dafür, wie wichtig für unsere Förderung die Bereitschaft des Mitarbeitenden ist, sich für die Qualifikation und die in Aussicht gestellte Karriere persönlich einsetzen zu wollen. Wir handeln unabhängig vom Alter.
Fachkräfte-Initiative: Vielen Dank Herr Dr. Wagner und vielen Dank Herr Rossmann, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview genommen haben.
Wagner und Rossmann zusammen: Keine Ursache. Wir geben unsere Erfahrungen gerne an andere weiter.