„Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“

11. Januar 2024 | Interview mit Personalleiterin Ulrike Kaiser von der Bäckerei Wilhelm Beukenberg in Gelsenkirchen zur Vermittlung ihres Mitarbeiters Usman Bukari

Fachkräfte-Initiative der HWK Münster (hier stellvertretend Gisela Goos): Frau Kaiser, die Bäckerei Wilhelm Beukenberg beschäftigt 60 Personen. Ihr Bruder Georg Kaiser ist der Inhaber und Bäckermeister, Sie kümmern sich als Betriebswirtin um die Personalarbeit. Seit fünf Jahren zählt der 23-jährige, aus dem westafrikanischen Ghana stammende Usman Bukari (im Bild oben links) zu Ihren Mitarbeitenden. Wie ist der Kontakt entstanden?
 
Ulrike Kaiser (im Bild oben rechts): Wir haben in den letzten Jahren eine Vielzahl junger Menschen aus Asien und Afrika eingestellt hat. Dafür wurde uns vor einigen Jahren der Integrationspreis Handwerk NRW verliehen. Vermittelt wurde der junge Mann durch Michael Völker, der als ‚Willkommenslotse‘ der Handwerkskammer Münster Kontakt zu Geflüchteten hält. Der Berater lernte den jungen Mann in einem Gelsenkirchener Berufskolleg kennen und wies ihn auf uns hin. Mehrmals fragte Usman Bukari uns damals nach einer Ausbildungsmöglichkeit bevor wir ihm die Zusage für die Ausbildung zum Bäcker gaben.
 
Fachkräfte-Initiative: Wie verlief die Ausbildung?
 
Kaiser: Um diese Frage zu beantworten, muß ich ein wenig ausholen: Usman Bukari verließ seine Heimat als unbegleiteter Minderjähriger. Nach Zwischenaufenthalten in verschiedenen Ländern nahe oder innerhalb von Europa gelangte er nach einer mehrjährigen Odyssee als 17-Jähriger nach Deutschland. Zwei Jahre lang besuchte er das Berufskolleg, bevor er auf uns zukam. Den Abschluss als Geselle hat er wegen der fehlenden Schulbildung in seiner Kindheits- und Jugendphase und der sprachlichen Defizite bisher nicht erreicht.
 
Fachkräfte-Initiative: Welchen Einfluss hat der fehlende Abschluss auf seine heutige Beschäftigung?
 
Kaiser: Aufgrund seiner fünfjährigen Praxiserfahrung bei uns hat sich Usman Bukari mittlerweile den Status als Bäckerhelfer erarbeitet. Er ist unser Hauptverantwortlicher für die speziell in unserer Bäckerei komplexen Kommissionierung der Ware – und diese Arbeit beherrscht er bis zur Perfektion. Hier spreche ich aus Erfahrung, denn wegen des Fachkräftemangels bin ich in diesem Bereich bei Bedarf selbst tätig.
 
Fachkräfte-Initiative: Welche Perspektive sehen Sie für die berufliche Zukunft von Usman Bukari?
 
Kaiser: Wir würden ihn gern weiterhin dauerhaft beschäftigen. Wegen seiner hohen Loyalität, Zuverlässigkeit und Arbeitsleistung unterstützen wir ihn bei seiner Weiterentwicklung in besonderem Maße.
 
Fachkräfte-Initiative: Was heißt das konkret?
 
Kaiser: Kürzlich habe ich ihm bei der Suche nach einer größeren Wohnung geholfen. Derzeit plane ich zusammen mit ihm, wie er seine sprachlichen und schulischen Lücken nebenberuflich aufholen kann, um danach seine Abschlussprüfung zum Bäcker erneut anzugehen. Mein Bruder und ich sind zuversichtlich, dass er es schafft. Denn wo ein Wille ist, ist auch ein Weg und genau diese Motivation und Lernbereitschaft beobachten wir bei Usam Bukari tagtäglich.
 
Fachkräfte-Initiative: Dann wünschen wir Ihnen und Herrn Bukari alles Gute für die weitere Zusammenarbeit.
 
Kaiser: Danke.